Wie in jedem Jahr treffen sich Anfang April die Kenner und Liebhaber der edlen Weine in Bordeaux. Wenn die Verkostungen des neuen Jahrgangs anstehen, laden die großen Weinschlösser ein. Eine ganze Woche steht dann der Wein im Mittelpunkt. Verkostet werden die sogenannten “Primeurs”, die jungen, noch nicht fertig gereiften Weine des vorangegangenen Jahres. Auch wenn der Wein somit noch nicht sein endgültiges Gesicht zeigt, hat die Einstufung doch einen hohen Stellenwert.
Robert Parker gibt sich die Ehre
Auch der amerikanische Weinpapst Robert Parker ist jedes Jahr bei den Verkostungen zu finden. Besonders die großen Chateaux im Medoc sind von den Einschätzung Parkers abhängig. Seine Bewertungsskala reicht theoretisch von 0 – 100, doch in der Realität wird man eine Bewertung unterhalb der 75 Punkte kaum antreffen. Eine Topbewertung von mehr als 97 Punkten bei den Primeurs kurbelt den Vorverkauf gehörig an, weshalb einige Weingüter begonnen haben, ihre Produktion dem Geschmack Parkers anzupassen. Es ist bekannt, dass der Weinkenner einen schweren, vollmundigen Wein bevorzugt.
“Wild und anders” – Einschätzungen des Jahrgangs 2010
Inzwischen wurden die Benotungen für den neuen Wein bekannt und im Handel herrscht vorsichtige Zuversicht. Experten bewerten ihn vollkommen anders als den Wein aus 2009. Während der 2009er mit Weicheit und verträglichen Tanninen punktete, zeigt der Neue wieder die Merkmale eines klassischen Bordeaux. Er ist voluminös, mit mächtigem Bouquet und herben Aromen. Händler erwarten, dass gerade diese Unterschiedlichkeit die Kunden anzieht. Denn wer den 2009er Jahrgang sein Eigen nennt, wird auch den Nachfolger testen wollen, so zumindest die Hoffnung der Verkäufer. Doch egal für welchen Wein man sich entscheidet, man braucht Geduld – ein guter Bordeaux braucht in der Regel mindestens zehn Jahre, um geschmacklich seinen Zenit zu erreichen.